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NUTZEN TARIFPOLITIK

NUTZEN TARIFPOLITIK „Große Tarif-Schlacht“ in der Druckindustrie? Schon immer ging es in der gewerkschaftlichen Selbstvergewisserung um die Unterscheidung von Gut und Böse, von unten und oben, von schwarz und weiß. Klassenkampf eben. Dabei sieht sich die Gewerkschaft immer auf der moralisch richtigen Seite, die Unternehmer sind die Bösewichte. Offenbar hat man auch in der Druckindustrie das Bild Zigarre rauchender Bosse vor Augen und pflegt es nur zu gern. Erstaunlich und frustrierend in einer Branche, in der kleine und mittelständische Unternehmen in der Regel von Familien geführt werden, die in der Nachbarschaft ihrer Mitarbeiter leben, deren Kinder in dieselben Kindergärten und Sportvereine gehen, in der also statt Klassenkampf viel mehr Miteinander gelebt wird. Von Dr. Paul Albert Deimel, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Druck und Medien e. V. FOTO: DOMINIK BUTZMANN Auch ver.di selbst stimmt in Haustarifverträgen der Absenkung von Standards oft zu.“ Ein solches Selbstverständnis von Klassenkampf legt auch der Verhandlungsführer der Gewerkschaft ver.di, Frank Werneke, an den Tag, wenn er in der vierten Runde der diesjährigen Tarifverhandlungen davon sprach, dann müsse „die große Schlacht eben losgehen“, weil der bvdm mit der Verknüpfung von Lohn und Mantel ein „vergiftetes Angebot“ gemacht habe. Aufgeregt fragt man sich angesichts solch martialischen Kampfgeschreis, wie die Arbeitgeber den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern durch ihre Forderung nach einer Reform des Manteltarifvertrages unsozial begegnet sein sollen: Indem man die strikte 35-Stunden-Woche für diese Branche im digitalen Wandel nicht mehr für angemessen hält? Indem man die veralteten Besetzungsregeln für Rotationsmaschinen für die Maschinen von heute nicht mehr erforderlich findet, um Schutz vor Überforderung und Arbeitsschutz zu gewährleisten? Indem man Zuschläge von 115 Prozent für Sonntagsarbeit plus „Antrittsgebühren“ für überzogen hält, wo gleichzeitig der Gesetzgeber zur Orientierung nur 50 Prozent als steuerfrei zulässt? Oder weil man meint, Nachtzu- 24 // 04/2018

NUTZEN TARIFPOLITIK schläge sollten nicht bereits am frühen Abend, sondern erst ab 20 Uhr gezahlt werden müssen? Immer mehr Betriebe wenden sich von solchen existenzbedrohenden Bevormundungen ab, oftmals übrigens in völligem Einvernehmen mit ihren Belegschaften und Betriebsräten, die meist ein gutes Gespür für die Möglichkeiten eines mittelständischen Betriebes haben. Es gibt Betriebsräte, die sich heftiger Angriffe der Gewerkschaft erwehren müssen, weil sie von der ideologischen Linie abgewichen sind. Auch ver.di selbst stimmt in Haustarifverträgen der Absenkung von Standards oft zu, hält aber in der Fläche an dem verlogenen Bild fest, die Tarifverträge gälten für die ganze Branche. Da möchte eine Gewerkschaft, die kaum noch für die Arbeitnehmer der Industrie sprechen kann, weil nur ein Bruchteil der mehr als 130.000 Beschäftigten überhaupt Mitglied ist und weil für weniger als 20 Prozent von ihnen ein Tarifvertrag gilt, der Öffentlichkeit weismachen, hier stünde immer noch eine der erfolgreichen Vorläuferorganisationen IG Druck und Papier und IG Medien. Das waren jedoch andere Zeiten. Mit dieser Haltung kann man sich am 1. Mai selbst feiern, aber nicht verantwortlich für eine Branche in schwierigem Fahrwasser handeln. Allen muss klar sein, dass es anderer Arbeitsstandards für kommende Arbeitnehmer bedarf, wenn es auch in Zukunft eine erfolgreiche Druckindustrie und damit Arbeitsplätze geben soll. Zum Zeitpunkt des Redaktionsschlusses für diese Ausgabe des NUTZEN stand die nächste Verhandlungsrunde am 22. November noch aus. Es wird spannend. Denn die Zukunft der Tarifautonomie für die Druckindustrie entscheidet sich in diesem Winter. Das wissen auch die Landesverbände und der Bundesverband Druck und Medien. Unideologisch, pragmatisch, sozial verantwortlich, aber auch konsequent stehen sie in dieser Auseinandersetzung. Sie wollen keine Schlacht, sondern vernünftige und verantwortbare Standards im Interesse von Arbeitsplätzen und Betrieben. IHR VERTRAG BLEIBT IHR VERTRAG Der Manteltarifvertrag stammt aus Zeiten, als es weder pdfs, Internet noch Digitaldruck gab. Er regelt Tätigkeiten, die es gar nicht mehr gibt. Trotzdem lehnt ver.di eine Reform ab. Deshalb haben die Arbeitgeber den MTV gekündigt. Bis etwas anderes vereinbart wird gelten seine Regeln natürlich weiter – ebenso wie Haustarife und die Arbeitsverträge. Jetzt bieten die Arbeitgeber an: ✓ Fü r bestehende Arbeitsverhältnisse wird der Manteltarif wieder in Kraft gesetzt. ✓ Regelungen zur Beschäftigungssicherung und zum altersgerechten Arbeiten. Für alle geltenden Arbeitsverhältnisse ändert sich also nichts. IST DAS EIN GRUND ZU STREIKEN? DAS WÄRE FÜR SIE DRIN GEWESEN Das Angebot für die Beschäftigten Trotz schwieriger Lage haben die Arbeitgeber ein gutes Angebot gemacht. November 2018: 200 € Februar 2021: 200 € Ab April 2019: + 2,4 % Ab April 2020: + 1,4 % Für unsere Druckindustrie Ihre Arbeitgeber. +3,8 % mehr Lohn über 30 Monate V. i. S. d. P.: Bundesverband Druck und Medien e. V. | Friedrichstraße 194–199 | 10117 Berlin V. i. S. d. P.: Bundesverband Druck und Medien e. V. | Friedrichstraße 194–199 | 10117 Berlin Die Lage der Branche 2017/2018 DAS ANGEBOT DER ARBEITGEBER • 200 € im November 2018 • 2,4 Prozent Lohnerhöhung zum 1. April 2019 • 1,4 Prozent Lohnerhöhung zum 1. April 2020 • 200 € im Februar 2021 Beim Manteltarifvertrag: • Für bestehende Arbeitsverhältnisse wird der Manteltarif wieder in Kraft gesetzt. • Regelungen zur Beschäftigungssicherung und zum altersgerechten Arbeiten. -306 Anzahl der Betriebe -2.690 -1,4% -1,2% +12,8 % +6,2 % Anzahl der Beschäftigten Arbeitsproduktivität je Stunde Von ver.di im Stich gelassen Produktionsmenge Die Gewerkschaft hat unser Lohn-Angebot am 30.10.2018 abgelehnt und Ihnen damit einen attraktiven finanziellen Zugewinn verwehrt. Wir wären bereit gewesen, weiter zu verhandeln, aber ver.di hat die Gespräche abgebrochen. Wir bedauern, dass keine Einigung zustande gekommen ist. Insolvenzen INFOS ZU DEN TARIFVERHANDLUNGEN ERHALTEN SIE UNTER bvdm-online.de/tarif Papierpreise Für unsere Druckindustrie Ihre Arbeitgeber. 04/2018 // 25